Nachdem der Girls’Day dieses Jahr auf Grund von Bahnstreiks vom 23. April auf den 18. Juni verschoben wurde, freue ich mich, dass ich Pauline persönlich in meinem Büro begrüßen durfte. Ich hoffe, ich konnte Pauline einen ersten guten Einblick in meine Arbeitswelt verschaffen und all ihre Fragen beantworten.
Unten befindet sich ein Erfahrungsbericht von Paulines persönlichen Erlebnissen.
Ich war in der Schule als ich die Nachricht bekam „Du bist von Wolfgang Hellmich eingeladen worden, zum Girls’Day der SPD nach Berlin zu fahren.“ Die Überwältigung war natürlich groß. Ich durfte als eines von 70 Mädchen den Deutschen Bundestag besuchen und wirklich „einen Blick hinter die Kulissen werfen“. Ich habe mich schon immer für Politik interessiert aber wirklich so nahe an das politische Geschehen in unserer Hauptstadt herankommen zu können war schon eine ganz andere Dimension. Einige Tage später wurde ich in das Soester Parteibüro eingeladen und dort von Daniela Scharf, der Mitarbeiterin Wolfgang Hellmichs, freundlich empfangen. Mir wurden alle meine Fragen beantwortet und ich bekam viel Infomaterial, mit dem ich mich bereits im Vorfeld beschäftigen konnte. Vor meiner Abreise habe ich mir natürlich Gedanken über die zwei Tage im Bundestag gemacht. Was wird mich erwarten? Kann ich Fragen, die mir persönlich am Herzen liegen stellen? Sind die Politiker und Politikerinnen wie ich sie mir vorstelle?
Ich war total aufgeregt aber es überwog einfach die Spannung und Neugier auf das Programm und die Eindrücke, die ich bekommen würde. Ich fühlte mich teilweise verantwortlich dafür, dass Vorurteil, Politik sei nur etwas für Männer zu widerlegen und mein Geschlecht zu vertreten.
Mein Zugticket zum angesetzten Girls’Day am 22. Und 23. April hatte ich schon bekommen und die Koffer waren bereits gepackt als ich am 21. April einen Anruf bekam. Aufgrund des aktuellen GDL-Lokführerstreiks musste der Girls’Day der SPD kurzfristig abgesagt werden. Für mich war das natürlich eine große Enttäuschung aber natürlich sollte keiner bei der Anreise irgendwo verloren gehen. Dafür wurde einige Wochen später schon ein neuer Termin angesetzt, der 17. und 18. Juni. Die neue Fahrkarte sollte mir vor der Abreise per Post zugestellt werden, aber aus aktuellem Anlass streikte im Juni die Post. Trotz den Umständen und vielen Zwischenfällen kam das Ticket rechtzeitig an und ich konnte mich nun wirklich auf den Weg machen.
Am Morgen des 17. Junis ging es für mich los, erst zum Soester Bahnhof, wo allerdings mein Zug eineinhalb Stunden Verspätung hatte. Ein weiteres Ereignis! Ich wurde dann nach Hamm gebracht, damit ich dort meinen Anschlusszug nicht verpasse. Nach ungefähr vier Stunden kam ich endlich am 26-gleisigen Hauptbahnhof in Berlin an. Schon dort wirkten viele Eindrücke auf mich, denn ich war vorher noch nie in Berlin gewesen. An meinem Gleis wurde ich von einem weiteren Mitarbeiter, Christoph Kant, empfangen und gemeinsam sind wir zum Motel One, das unmittelbar neben dem Hauptbahnhof liegt, gegangen. Dort waren wir alle für die Nacht untergebracht. Da um halb sechs das Programm losgehen sollte, es aber erst halb vier war beschloss ich kurzfristig, Berlin im Schnelldurchlauf und auf eigene Faust zu erkunden. Ich ging zum Brandenburger Tor, zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas und sammelte bereits einige Eindrücke von der Stadt. Wieder zurück im Motel lernte ich meine Zimmergenossin kennen und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu Hotellobby. Schon auf den Fluren trafen wir weitere Mädchen und wir kamen sofort ins Gespräch. Es war unglaublich, wie aufgeschlossen alle waren und innerhalb kürzester Zeit kamen wir auf Fragen wie „Was hat euch bewegt hierher zu kommen?“ oder „Was versprecht ihr euch vom Girls’Day?“. Schnell ließen sich unsere Antworten auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Politik ist nicht nur Männersache! Wir Frauen können uns im gleichen Maße dafür interessieren und engagieren.
Nach einem Fußmarsch folgte der erste Programmpunkt, die Führung durch den Bundestag. Doch bevor wir das Gebäude betreten durften, mussten wir durch eine Sicherheitsschleuse. Die anschließende Führung war ein einmaliges Erlebnis. Eineinhalb Stunden vergingen wie im Flug, durch spannende Informationen rund um die Bundesrepublik Deutschland, beeindruckende historische Merkmale (z.B. die Inschriften der Sowjetsoldaten) oder einen kurzen Blick in den Plenarsaal. Mein persönliches Highlight war der Besuch der Reichstagskuppel und der sehenswerte Blick über Berlin in der Dämmerung. Während und nach der Führung entstand stetig Gesprächsbedarf und wieder kamen wir Mädchen ans diskutierten. Nicht nur mit Einzelnen, sondern auch mit vielen noch Unbekannten tauschte ich meine Meinung aus. Für mich war besonders interessant, wie verschieden die Ansichten waren und sich trotzdem in vielen Aspekten glichen.
Anschließend an die Führung gingen einige MdBs (Mitglieder des deutschen Bundestages) mit uns Mädchen in einem Restaurant essen. Bereits dort wurde mir klar, dass auch angesehene Politiker und Politikerinnen nur ganz normale Menschen sind, die trotz ihres hohen Amtes, ein gewöhnliches Leben führen. Wahrscheinlich ein bisschen stressiger. Dann liefen wir zurück in unser Hotel. Meine Zimmergenossin und ich tauschten uns noch ein bisschen über Erlebnisse und Eindrücke des Tages, die äußerst positiv den Erwartungen entsprechend ausfielen, aus. Jedoch übergriff uns beide schnell die Erschöpfung von dem aufregenden Tag und außerdem war der Wecker für den nächsten Morgen schon auf sechs Uhr gestellt. Am Donnerstag, den 18.06. gingen wir bereits um sieben Uhr zum Reichstagsgebäude, doch keine Spur von Müdigkeit, wir waren viel zu gespannt auf den Tag. Zu dieser frühen Stunde war Berlin noch unbelebt, ebenso der Bundestag. Unser Gepäck stellten wir auf der Fraktionsebene ab, zu der nicht jeder Zutritt hat. Wir waren eingeladen, uns einen Einblick in die Arbeit und Geschichte der SPD Bundestagsfraktion zu verschaffen. Denn bevor wir in den Fraktionssitzungssaal zum gemeinsamen Frühstück gingen, konnten wir uns beispielsweise einen Flur mit Bildern aktueller und vergangener Fraktionsvorsitzenden angucken. Der Fraktionssitzungssaal ist der Ort, wo sich die SPD versammelt, diskutiert und Entscheidungen trifft. Nach der Begrüßung durch die parlamentarische Geschäftsführerin Petra Ernstberger, die mir leider unbekannt war, gingen wir über zum Frühstück. Am Vormittag startete für uns Mädchen das sogenannte „WorldCafé“, bei dem wir in Kleingruppen an Stehtischen zusammenkamen und über verschiedene Fragen diskutieren konnten. Eine Frage war „Um welche Dinge müsste sich die Politik mehr kümmern?“. Erneut kamen gute Diskussionen auf und jeder konnte etwas zu den Fragen beisteuern. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung zwischen uns Mädchen und mittlerweile kannte man viele Gesichter auch mit Namen. Wir waren alle gespannt auf den nächsten Programmpunkt: Fünf Politikerinnen der SPD nehmen sich Zeit, um unsere Fragen zu beantworten und mit uns zu debattieren. Darunter die mir bekannte Michelle Müntefering aus Herne. Die fünf Frauen wurden nur so mit Fragen überschüttet, jeden interessierte etwas anderes, viele hakten auch nochmal nach. Die Runde wurde richtig lebendig und es kamen Fragen wie „Was denken sie über die Frauenquote?“ Frau Müntefering antwortete, sie hoffe, dass die Frauenquote irgendwann nicht mehr notwendig ist und dass gleiche Anerkennung (auch in der Politik) zwischen Mann und Frau herrscht. Es ging auch noch um das Einkommen eines jeden, um die Situation mit einer Familie und um vieles mehr. Insgesamt konnte ich mit vielen, jedoch nicht allen Antworten identifizieren.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde wurden wir aufgeteilt und ich nahm am „PolitikParcours“ teil, ein Planspiel, das uns in die nachgestellte Situation eines Politikers brachte. Wir spielten einen Ausschuss nach, in dem es um die Gesetzgebung an dem ausgedachten Beispiel „Wählen ab 16“ ging. Wir wurden zufällig in Parteien eingeteilt, wobei ich in die CDU/CSU gelost wurde. Die Diskussion war sehr lebhaft und meistens teilten CDU/CSU und die SPD ihre Ansichten. Als Ergebnis wurde mit einer Mehrheit für das Wahlrecht ab 16 gestimmt. Nur schade, dass in der Realität nicht so leicht eine Einigung getroffen werden kann. Aber erst durch dieses Projekt sind mir viele Dinge erst richtig klar und bewusst geworden. Es ist nicht immer leicht bei komplett unterschiedlichen Meinungsvertretern ein Übereinkommen zu treffen und erst so konnte ich mir eine Situation im Plenum wirklich vorstellen. Es hat wirklich Spaß gemacht, sich in die Lage eines Politikers zu versetzen und „auch mal was sagen zu dürfen“. Das ändert natürlich nichts an unserer aktuellen Gesetzgebung aber hat uns die ganze Sache doch deutlich näher gebracht. Jetzt hatte ich Mittagspause. Zwei Mitarbeiter von Wolfgang Hellmich holten mich ab und gemeinsam machten wir uns auf den Weg durch unterirdische Gänge ins Paul–Löbe Haus. Dort traf ich dann auch Wolfgang Hellmich, der sich für mich, trotz streng getaktetem Zeitplan viel Zeit nahm. Beim Mittagsessen unterhielten wir uns zu viert und ich erzählte von meinen Eindrücken und Erlebnissen. Kurz darauf war bereits mein Besuch im Plenarsaal angesetzt, in dem gerade eine „Aktuelle Stunde“ zum Thema Maut im Gange war. Ich kannte nur wenige der Politiker und Politikerinnen. Der mir bekannte Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur, beendete leider gerade seine Rede. Die Art allerdings, wie die Politiker miteinander sprachen/diskutierten war teilweise sehr grob und unfreundlich. Nach den Beiträgen folgte Applaus oder Schweigen. Die Politiker stellten andere Meinungen als lächerlich dar und beschwerten sich über unmögliche Dinge. Von einem Tagesordnungspunkt ging es schlagartig zum Nächsten über und keine Sekunde wurde verschwendet. Aber schließlich ist das Leben als Politiker/in nicht immer entspannt. Zeitgleich zum Girls’Day fand auch die Bundespressefahrt statt, bei der Bürger und Bürgerinnen aus dem Wahlkreis Soest eingeladen waren, nach Berlin zu fahren und Herrn Hellmich Fragen zu stellen und aktuelle Themen anzusprechen. Auch hier konnte ich noch viel erfahren. Bis zur Abreise durfte ich noch in Wolfgang Hellmichs Büro bleiben, der zwischenzeitlich Besuch bekam, sich aber anschließend trotzdem noch meinen Fragen stellte und geduldig blieb. Ich bekam noch viele Werbegeschenke der SPD mit auf den Weg. Dann musste ich erst einmal mein Gepäck wiederfinden und wurde dann von Christoph Kant zum Bahnhof belgeitet. Den Zug hätte ich knapp verpasst, das wäre es ja noch gewesen!
Ich finde Politik ist nicht immer leicht zu verstehen, deswegen muss man einfach nochmal Nachfragen. Ich habe dazu die Möglichkeit bekommen und dafür möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei der SPD-Fraktion und besonders bei Herrn Hellmich sehr bedanken! Der Girls’Day war für mich ein einmaliges Erlebnis, bei dem ich so viele neue Erfahrungen machen und Eindrücke sammeln konnte. Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Schon jetzt freue ich mich auf meine Klassenfahrt im September nach Berlin und kann von meinem Besuch im Bundestag erzählen.
Pauline Trockels (15), Schülerin aus Soest